Krankenpflegepraktikum: Übersicht für Medizinstudierende!
Ein Krankenpflegepraktikum ist keine lästige Pflicht, sondern gibt dir wertvolle Einblicke in die Praxis und den pflegerischen Alltag. Das Medizinstudium nur im Hörsaal oder in der Bibliothek zu verbringen, wäre wenig wert, weil dir entscheidende praktische Fähigkeiten fehlten. Informiere dich im Folgenden, was ein Pflegepraktikum Medizinstudium ist, wann es durchgeführt wird und wozu es dir nützt.
Was ist ein Krankenpflegepraktikum?
Das Pflegepraktikum ist obligatorischer Bestandteil der ärztlichen Ausbildung. Es muss von Medizinstudierende im Krankenpflegebereich geleistet werden. Daher wird das Praktikum auch als Krankenpflegedienst bezeichnet. Es steht am Anfang der medizinischen Lehre und ist eine Voraussetzung, um zum Ersten Staatsexamen zugelassen zu werden. Es wird auch als Praktikum für Vorkliniker bezeichnet. Die Zulassung zum Ersten Abschnitt des ärztlichen Examens, dem Physikum, erfolgt erst nach Absolvierung des Pflegepraktikums. Das Physikum kann nach vier Semestern abgelegt werden.
Ein Pflegepraktikum kann außerdem bereits vor dem Medizinstudium durchgeführt werden. Es eignet sich hervorragend zur Überbrückung der Zeit vom Abitur bis zum Studienbeginn. Während des Studiums bietet es sich an, das Praktikum in den Semesterferien während der vorlesungsfreien Zeit oder in einem Urlaubssemester zu absolvieren.
Das Krankenhaus oder die Reha-Einrichtung kann sich der Medizinstudierender selbst aussuchen. Es muss sich lediglich um eine staatliche oder staatlich anerkannte Einrichtung mit stationären Betten und Pflegeleistungsspektrum handeln. Der Einsatz erfolgt auf Stationen, deren Hauptaufgaben im pflegerischen Bereich liegen. Dies schließt beispielsweise Notaufnahmen, OP-Säle oder Kliniken für kosmetische Chirurgie aus. Nicht vorgesehen sind ebenso Arbeiten in Alten- und Pflegeheimen sowie Arzt- und Gemeinschaftspraxen.
Der Krankenpflegedienst ist in der Approbationsordnung für Ärzte geregelt. Dort wird der Sinn des Praktikums beschrieben, dass die Studierenden das Zusammenwirken in einem Krankenhaus sowie die Komponenten der Pflegearbeit kennenlernen sollen. Das Praktikum muss unter dauernder ärztlicher Aufsicht stehen und Leistungen der Grundpflege umfassen. Was der Praktikant lernen soll, ist zudem in einer Checkliste des Hartmannbundes (HB) und des Deutschen Pflegerats festgehalten. Diese trägt nur empfehlenden Charakter. Sie dient vor allem als Orientierung und zur Information, verbindliche Vorschriften zur Qualität der Tätigkeiten existieren nicht. Die Praktikanten sollen spezielle praktische Fähigkeiten erlernen, wie Blutentnahme, Temperatur- und Blutdruckmessungen. Aber auch Alltagsaufgaben wie Waschen, Unterstützung bei der Aufnahme von Speisen und Getränken sowie sonstige Versorgung des Patienten gehören dazu.
Warum ist ein Krankenpflegepraktikum wichtig?
Zu diesem frühen Zeitpunkt des Medizinstudiums ist ein Pflegepraktikum für Studierende sinnvoll. Das Ziel des Krankenpflegepraktikums besteht darin, die Arbeitsabläufe im Krankenhaus von einer anderen Seite kennenzulernen und den Studierenden bewusst zu machen, dass Heilung nur in Teamarbeit funktioniert. So lernen künftige Ärzte die Arbeit von Pflegefachkräften zu schätzen. Der Kontakt zu den Patienten findet zudem auf einer anderen Ebene statt und ist intensiver als beim klassischen Arztbesuch. Wenn Studierende im harten Klinikalltag feststellen, dass sie den gewöhnlichen Belastungen auf Station nicht gewachsen sind, sollten sie ihr Berufsziel ernsthaft hinterfragen. Die Mehrzahl der Praktikanten profitiert jedoch später in ihrer ärztlichen Arbeit von den Erfahrungen in der Pflege.
Mit der richtigen Einstellung zum Pflegepraktikum kannst du während dieser Zeit viel lernen. Dazu gehört die Bereitschaft, einfache Arbeiten zu verrichten. Selbst wenn Ärzte andere Aufgaben haben, kannst du für dein späteres Berufsleben aus dem Praktikum auf jeden Fall etwas mitnehmen. Du bekommst die Chance, leichter herauszufinden, welches Fachgebiet dir am besten liegt.
Wie lange dauert ein Pflegepraktikum?
Der Krankenpflegedienst umfasst drei Monate. Er kann in drei Blöcke á 30 Tage aufgeteilt werden, muss also mindestens 90 Tage betragen. In diesem Fall wird er in drei verschiedenen Krankenhausbereichen absolviert. Das Vierteljahr kannst du jedoch auch durchgehend auf einer Station leisten. Gemeint sind dabei 90 Kalendertage, so dass freie Tage, beispielsweise an Wochenenden, mitzählen. Du arbeitest im normalen Schichtrhythmus mit, ausnahmsweise auch nachts. Zusätzliche freie Tage aufgrund wichtiger Termine sind vorab mit der Pflegedienstleitung abzustimmen. Nicht eingerechnet werden Ausfallzeiten wegen Krankheit, die maximal sieben Tage nicht überschreiten dürfen. Diese sind per Attest nachzuweisen.
Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?
Formal gibt es keine persönlichen Mindestanforderungen, ein Mindestalter von 16 Jahren ist gelegentlich vorausgesetzt. Vergangene praktische Erfahrungen können angerechnet werden, Praktika in den Schulferien werden jedoch nicht als Krankenpflegepraktikum anerkannt. Daher ist es wichtig, dass du dich erst bewirbst, wenn du dein Abiturzeugnis in den Händen hältst oder anderweitig die Hochschulreife erlangt hast. Beim Krankenpflegedienst hilft eine gewisse persönliche Reife. Zwischen dem Praktikum und dem Beginn des Medizinstudiums dürfen nicht mehr als zwei Jahre vergehen. Nachweisen musst du, dass du gegen Hepatitis B geimpft bist. Die Impfung muss mindestens sechs Wochen zurückliegen.
Wie kann ich mich bewerben?
Die Bewerbung für ein Krankenpflegepraktikum ist denkbar unkompliziert. Du rufst einfach bei der Pflegedienstleitung des Krankenhauses an und fragst nach, ob und wann du dein Praktikum beginnen kannst. Ebenso ist eine einfache Bewerbung per E-Mail möglich. Du musst keinen aufwendigen Fragebogen oder deinen Lebenslauf abgeben. Die Pflegedienstleitung der Klinik ist für die Einstellung der künftigen Ärzte als Praktikanten verantwortlich. Du solltest dich rechtzeitig bewerben, damit nicht alle Pflegepraktikumsplätze schon vergeben sind. Mindestens drei bis vier Monate vorher solltest du sicher sein, dass es funktioniert. Im Ausnahmefall kann auch eine kurzfristige Bewerbung innerhalb von zwei bis drei Wochen Erfolg haben. Der Versuch lohnt sich, falls du eine rechtzeitige Anfrage versäumt hast.
Was gilt als Pflegepraktikum?
Ein bereits geleistetes Pflegepraktikum Medizinstudium verfällt nicht, sofern es nach dem Abitur stattgefunden hat. Junge Leute, die bereits vor dem Studium in einem medizinischen Beruf tätig waren und Praktika absolviert haben, können beim Landesprüfungsamt (LPA) beantragen, dass ihnen diese anerkannt werden. Das gilt auch für Praktikanten, die im Ausland tätig waren. Dies betrifft folgende Ausbildungsberufe:
- Hebamme,
- Krankenschwester, Krankenpfleger, Krankenpflegehelfer,
- Altenpfleger, Altenpflegehelfer,
- Rettungsassistent, Notfallsanitäter,
- Medizinische Fachangestellte.
Weiterhin können auch der Bundesfreiwilligendienst, Sanitätsdienst bei der Bundeswehr, Zivildienst oder ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) als Krankenpflegepraktikum akzeptiert werden. Informiere dich zur Sicherheit beim LPA über diese und weitere Anerkennungsmöglichkeiten.
Zählt ein Praktikum im Ausland?
Das Krankenpflegepraktikum kann auch in einer ausländischen Einrichtung absolviert werden. Der damit verbundene Auslandsaufenthalt kommt zudem der Persönlichkeitsentwicklung des Medizinstudierender zugute. Einen Praktikumsplatz kannst du über deine Universität und deren internationale Kontakte oder spezialisierte Agenturen für Volunteering finden. Diese Anbieter vermitteln Praktika als freiwilliger Helfer in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Außerdem kannst du dich auch selbst an eine ausländische medizinische Einrichtung wenden. Im Ausland gelten die gleichen Anforderungen an das Praktikum wie in Deutschland.
Wie ist die Bezahlung des Pflegepraktikums geregelt?
Eine Bezahlung des Krankenpflegepraktikums ist nicht verbindlich vorgeschrieben. Kliniken handhaben die Entlohnung sehr unterschiedlich. Größtenteils ist das Praktikum nicht bezahlt. Erkundige dich vorab, ob ein Gehalt gezahlt wird oder nicht. So weißt du, worauf du dich einstellen musst. Auch ohne Vergütung stellt das Pflegepraktikum eine wertvolle Lebenserfahrung dar.
Wie muss das Praktikum dokumentiert werden?
Nach absolviertem Pflegepraktikum erhältst du von der Klinik eine Bescheinigung. Diese hat eine große Bedeutung für dich, du brauchst sie zur Vorlage bei der Zulassung zur ärztlichen Prüfung. Dafür reicht jedoch kein formloses Schreiben aus. Korrekt ist die Bescheinigung nur, wenn du auf folgende Punkte achtest:
- Im Internet findest du dazu beim LPA ein spezielles Formblatt, drucke es aus und verwende es.
- Die Praktikumsbescheinigung muss nachstehende Angaben enthalten:
- Name, Geburtsdatum, Geburtsort Praktikant
- Bezeichnung der Einrichtung und Station
- Zeitraum des Einsatzes
- Beschreibung der wesentlichen Tätigkeiten
- Aussagen zu Fehlzeiten.
- Name, Geburtsdatum, Geburtsort Praktikant
- Achte auf Unterschrift und Stempel der Einrichtung.
- Die Bescheinigung darf nicht vor dem letzten Praktikumstag ausgestellt und datiert sein.
Anderenfalls erkennt das zuständige LPA dein Pflegepraktikum nicht als solches an.
Worauf kommt es im Praktikum an?
Emilia ist derzeit im 4. Semester des Medizinstudium. Ihre Eindrücke aus dem Pflegepraktikum sind also noch frisch. Natürlich gehörten Patienten waschen und Essen ausgeben nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, dennoch hat sie der Lebensmut, Optimismus und die Freude mancher Kranker tief beeindruckt. Sie hätte sich allerdings gewünscht, dass vorher die Möglichkeit bestanden hätte, sich mit Studierenden, die das Praktikum schon absolviert haben, auszutauschen. So wären ihr einige unangenehme Situationen erspart geblieben. Leider lernte sie erst in den letzten zwei Praktikumswochen Philipp und Hanna kennen, die zur gleichen Zeit ihr Praktisches Jahr (PJ) in der Klinik ableisteten. Sie brachten viel Verständnis für ihre Situation auf und machten sie ab und zu mit anspruchsvolleren Tätigkeiten vertraut. Verzichte nicht auf den Erfahrungsaustausch und frage einmal nach, ob gerade andere Medizinstudierende in der Einrichtung in der Famulatur oder im PJ tätig sind. Emilia gibt künftigen Praktikanten deshalb gern ein paar nützliche Tipps weiter.
Erkundige dich vorher im Krankenhaus, ob Tag- oder Schichtdienst auf dich zukommen. Können deine Wünsche vom Einsatzbereich in der Klinik berücksichtigt werden? Bevorzugen solltest du die Fachrichtungen und Abteilungen, die dein Interesse geweckt haben oder die du dir als Spezialisierung im weiteren Studienverlauf vorstellen kannst. So erhältst du einen ersten Einblick und kannst in der Praxis überprüfen, ob deine Vorstellungen realistisch sind. Emilia war sehr zufrieden, dass sie ihren Praxisabschnitt in drei Teilen auf verschiedenen Stationen absolvieren konnte. Dadurch konnte sie Arbeitsorganisation, Ausstattung und Umgangsformen auf den einzelnen Stationen vergleichen. Zudem hat das ihren fachlichen Blick auf Diagnoseverfahren und Patientenbetreuung geschärft. Außerdem solltest du dich nicht scheuen, zu fragen, ob es möglich wäre, an Untersuchungen oder der Visite teilzunehmen. Hätte sie sich getraut, würde sie jetzt ein paar Handgriffe mehr beherrschen.
Wo finde ich Hilfe bei Problemen?
Die zuständigen LPA können bei Fragen rund um das Praktikum konsultiert werden. Auf ihren Webseiten findest du beispielsweise Antworten auf die Frage, ob die gewählte Klinik für den Krankenpflegedienst geeignet ist, damit das Pflegepraktikum Medizinstudium akzeptiert wird. Bei Unklarheiten solltest du auf alle Fälle nachfragen, denn jedes Bundesland hat spezifische Regelungen.
Solltest du keinen Praktikumsplatz bekommen haben, kannst du dich auch an uns als unabhängige Beratungsexperten für Ärzte wenden. Wir verfügen über ein großes Netzwerk an Mediziner:innen. Dieses können wir für dich nutzen, indem wir dir Ärzte empfehlen, die immer wieder gern Praktikanten nehmen. Wir stellen den Kontakt für dich her. Unsere umfangreichen Branchenerfahrungen helfen uns, die richtigen Partner für dein Anliegen zu finden.
Tipps für das Pflegepraktikum
Wir geben dir ebenso Tipps, wie du die Effektivität deines Pflegepraktikums verbessern kannst:
- Suche dir im Inland ein Krankenhaus aus, welches in der Nähe deines Wohnorts liegt, damit du es schnell und einfach erreichen kannst.
- Fehltage durch Krankheiten, die nicht mehr als sieben Tage betragen, müssen sofort nach Praktikumsende nachgeholt werden. Lass dir das durch die Pflegedienstleitung bestätigen.
- Ausländische Praktika, die unter den gleichen Voraussetzungen wie an einer deutschen Klinik durchgeführt werden, sind anerkannt. Falls du praktisch in Österreich arbeiten willst, informiere dich gesondert über die geltenden Rechtsgrundlagen für Pflegepraktika.
- Deine Praktikumsbescheinigung darf keine nachträglichen Änderungen oder Korrekturen aufweisen, damit sie vom LPA anerkannt wird.
- Im Praktikum sollte es nicht nur um das Bettenmachen und Küche reinigen gehen. Suche bei Problemen frühzeitig das Gespräch mit den Angestellten, deinem Praktikumsbetreuer oder der Pflegedienstleitung. Je offener und bereitwilliger du an die Arbeit gehst, desto eher darfst du Ärzten assistieren, zur Visite mitgehen oder sogar in den OP-Bereich. Zeige Eigeninitiative, überschreite jedoch niemals deine Kompetenzen, du stehst noch ganz am Anfang deiner beruflichen Entwicklung.
Mit diesen Hinweisen und viel Zuversicht lassen sich die drei Monate gut überstehen. Du wirst sehen, dass die Zeit schneller vergeht, als du erwartet hast. Nimm das Positive mit in dein weiteres Studium. Auch aus negativen Erfahrungen kannst du einige Erkenntnisse für deine Berufslaufbahn ableiten. Der Krankenpflegedienst hilft dir, dich später in der Praxis besser zurechtzufinden. Wir wünschen dir, dass du wie Emilia bilanzieren kannst: Ich habe durch das Pflegepraktikum mehr Selbstsicherheit im Umgang mit den Patienten gewonnen.