Die Corona-Krise aus der Perspektive eines Medizinstudenten

Medizinstudent in Zeiten der Corona-Krise

Ein Erfahrungsbericht über diese besondere Zeit. Es ist der 20. März 2020. Weite Teile des Landes stehen still und das Coronavirus hat das öffentliche Leben fest im Griff. Viele Menschen gehen nun keiner Arbeit mehr nach. Der Großteil der Bevölkerung begibt sich in eine freiwillige Isolation. Die Dauer dieser Maßnahmen ist ungewiss. Niemand weiß, wann die Uni wieder starten wird und welche Auswirkungen die Pandemie auf unseren Studienverlauf haben wird. Wir haben Angst, kostbare Zeit zu verlieren. Schon jetzt erreichen uns E-Mails vom Dekanat, über Kurse, die schon unter Garantie ausfallen werden. Je länger die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise andauert, umso schlimmer wird es wohl auch um unser Studium stehen. Von offiziellen Seiten erreichen uns aber auch Prognosen über die bevorstehende Zeit. Die Vorlesungszeit wird vielleicht einen Monat später beginnen. Geplant ist aber trotzdem, das Semester termingerecht zu beenden.

Spezielle Situation bei uns Mediziner:innen

Mediziner:innen haben hier eventuell einen Vorteil. Unser Studium ist teuer, der Ärztemangel ist die Realität. Es wird uns versichert, der Staat, die Uni, das Land, das Dekanat und eigentlich jeder sei sehr daran interessiert, dass unser Studium schnellstmöglich beendet wird. Natürlich unter der Einhaltung der hohen Qualität unserer Ausbildung. Wie das mit den ausfallenden Kursen und dem verkürzten Semester in der Realität umgesetzt werden soll, bleibt abzuwarten. Aus Italien hört man, Prüfungen würden anerkannt werden, obwohl sie nicht abgelegt worden sind. In Deutschland wird diese Herangehensweise wohl eher ein Wunschszenario bleiben aber es zeigt , dass wir uns in einer sehr ungewöhnlichen Situation befinden. Diese verlangt per Definition auch nach ungewöhnlichen Lösungen.

Famulaturen in Zeiten der Krise

Medizinstudierende sind zur Zeit sehr gefragte Leute, um dem Gesundheitssystem unter die Arme zu greifen. Wir haben je nach Ausbildungsstand die nötige Expertise, einen Kollaps abzufedern. Wenn die Welle der COVID 19 Fälle die Krankenhausbetten belagert, sind wir da. Bis es soweit ist, können wir aber auch eine Belastung für Kliniken in der Corona-Krise sein. Das liegt daran, dass wir Gesundheitsartikel wie Masken und Desinfektionsmittel verbrauchen, obwohl unsere Arbeitskraft noch nicht verlangt wird. Zudem fehlt es den Ärzten aktuell an Zeit, um uns an die Hand zu nehmen. Dies ist vorübergehend der Fall, ich bin mir jedoch sicher, dass sich das in wenigen Wochen ändern wird. Trotzdem kann man schon jetzt von der Famulatur freigestellt werden und trotzdem eine Bescheinigung erhalten. Auch ist es möglich in anderen Bereichen, wie theoretischen Instituten, zu famulieren, obwohl dies vom Landesprüfungsamt normalerweise nicht bewilligt wird.

Versicherungsschutz
Versicherungsschutz für Jungmediziner:innen

Ausnahmesituation

Außerhalb der Kliniken gibt es wiederum einen sehr hohen Bedarf an Medizinstudierenden, der stetig wächst. Die Uni und die Stadt Würzburg haben reagiert und Datenbanken erstellt, in denen wir uns eintragen können um im Bedarfsfall kontaktiert zu werden und in der Corona-Krise zu helfen. Auch macht die Fachschaft einen guten Job und hält uns über Jobangebote auf dem Laufenden. Außerdem sind entsprechende Facebook-Gruppen ebenfalls äußerst aktiv. Wir bekommen nun das Gefühl, helfen zu können, Teil des Systems zu sein, diese schwierige Situation zu meistern, es ist paradox, aber es fühlt sich gut an.

Datenbanken

Mehr Erfahrungsberichte zum digitalen Semester findet ihr hier!

Euer Marvin
Medizinstudent an der Universität Würzburg und jungmediziner.de Campus Captain

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