Vorteile der Online-Lehre im Medizinstudium

Eine Ode an die Online-Lehre im Medizinstudium

Ein Erfahrungsbericht über die Online-Lehre im Medizinstudium. Wenn man Positives aus der Corona-Krise mitnehmen will, dann dass wir es schaffen, neue Lösungen zu finden für alte Probleme. Wir legen alte Verhaltensweisen ab und entwickeln uns weiter.

Auf gesellschaftlicher Ebene bedeutet das, wir lernen die Vorzüge der Digitalisierung kennen, wir respektieren die Arbeit in den systemrelevanten Jobs mehr als je zuvor, wir entwickeln eine riesige Wertschätzung für menschliche Nähe. Wir merken, wie essentiell ein funktionierendes Gesundheitssystem ist und wie unwichtig plötzlich Protestparteien sind. Auf der persönlichen Ebene heißt das, wir hinterfragen unser Konsumverhalten, wir fragen uns, wie weit wollen wir gehen, um unsere Gesellschaft zu schützen, wir bekommen ein neues Verständnis für die Hygiene, wir machen mehr Sport, bilden uns, widmen unseren Hobbys mehr Zeit und wir fangen wieder an, kleine Dinge wertzuschätzen – wie Spaziergänge im Park oder den Anruf eines guten Freundes.

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Lösungen im Uni-Alltag

Auch die Uni findet Lösungen. Seit dem 20. April 2020 finden wieder Vorlesungen statt, allerdings finden diese online statt. Die Online-Lehre im Medizinstudium sieht wie folgt aus: es gibt vertonte PowerPoint-Präsentationen unserer Vorlesungen auf der Internetseite der Universität. Die meisten Fächer bieten diesen Service. Andere setzen bei der Online-Lehre auf synchronen Unterricht. Der Dozent liefert Bild und Ton dabei live an meinen Schreibtisch zu Hause. Kommunizieren kann ich dann ebenfalls über mein Mikro, die Chatfunktion oder E Mails. 

Ich mag diese Art der Lehre. Die großen Vorteile im Vergleich zum konventionellen Präsenzunterricht sind, dass ich nun die Zeit, die ich zum Lernen einplane, viel sinnvoller nutzen kann. Keine Irrfahrten mehr durch die Stadt, um zu den verschiedenen Hörsälen und Laboren zu gelangen. Keine Besuche mehr von zeitverschwendenden Kursen, aus denen ich rauskomme und mich frage, was das schon wieder sollte. Man lernt einfach in vielen Vorlesungen nicht so viel, wie man theoretisch könnte. Nach einer gewissen Zeit lässt die Aufmerksamkeit rapide nach und gerade bei schwierigen Passagen gibt es dann kaum noch die Chance, sich wieder zusammenzureißen. Am Ende war man dort, der Vormittag ist gelaufen und man fragt sich, ob es das Wert ist. Würde man nicht gehen, so würde sich das Gewissen melden. Viele Kurse sind nicht sinnvoll und werden trotzdem abgehalten, weil es schon immer so war. Weil es schon irgendwie funktioniert.

Vorteile der Online-Lehre im Medizinstudium

Aber nun geht das nicht mehr. Kurse, die früher obligat waren, finden jetzt nicht mehr statt. Als Alternative wird uns anstelle des Herz-Kurses, bei welchem wir unter Anleitung in großen Gruppen das Herz auf verdächtige Geräusche untersuchen mussten, nun eine viel bessere Lösung angeboten. Wir bekommen das Material online gestellt, können es dann bearbeiten, wann es uns zeitlich passt. Wir haben weder Zeitdruck noch gibt es andere Störfaktoren. Die Anleitungen und mp3s der Herzgeräusche sowie Videos über die korrekte Durchführung einer Auskultation der Aortenklappe finden wir online. Wir lernen an unseren Freunden, Mitbewohnern und Kommilitonen. Und wenn wir früher noch durch die Stadt gedüst sind, um nach vielen anstrengenden Veranstaltungen endlich zu Hause anzukommen, können wir heute in Ruhe das Thema weiter vertiefen, was uns besonders interessiert. Ich liebe diese Form des Unterrichts und ich wünsche mir, dass wir auch nach der Pandemie noch viel davon sehen werden.

“Die Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.” Max Frisch

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Euer Marvin
Medizinstudent an der Universität Würzburg und jungmediziner.de Campus Captain

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