Sport und Medizinstudium

Wie mich der Sport zum Medizinstudium brachte

Hallo, ich bin Sophia 24 Jahre alt und studiere jetzt mittlerweile im 9. Semester Medizin an der Julius-Maximilian-Universität Würzburg. Aber Moment mal Medizinstudium? Ist das nicht ein Studiengang, bei dem man 24/7 in der Bibliothek sitzt und der einzige Muskelkater vom Schleppen der Bücher kommt? Steht mir mein Leidenschaft zum Sport da nicht eher im Weg? Um ehrlich zu sein, habe ich mir darüber vorher nicht allzu viele Gedanken gemacht. Aber jetzt erst mal der Reihe nach.

Mein Weg vom Sport ins Medizinstudium

Als ich 2016 mein Abitur machte, wollte ich vor allem eines: Die Welt sehen. Es verschlug mich also nach Kanada, wo ich meine Skilehrerausbildung machte und als Skilehrerin arbeitete. Dieser Job war für mich ein absoluter Traum. Ich konnte meiner Leidenschaft nachgehen, war täglich in Bewegung und verbrachte eine super Saison mit vielen neuen Freunden. Jedoch war ich unter uns Skilehrern dort eine der Jüngsten. Die meisten anderen hatten schon studiert und haben die Ausbildung erst nach ihrem Studium als Pause vor dem Jobeinstieg eingeschoben. Bei allem, was meine Freunde dort von Ihren Studienzeiten berichteten, war für mich schnell klar, dass ich auch studieren wollte. Doch was? Wie bereits erwähnt, war mir Bewegung immer schon sehr wichtig und Sport eine Leidenschaft, die ich nicht vernachlässigen wollte.

Sollte ich nun also Sport studieren? Um ehrlich zu sein, hätte das nahe gelegen und hat mich auch sehr interessiert. Es gab nur einen Haken. Der Haken hat den Namen Felgaufschwung, Handstandüberschlag und Co. Mein mangelndes Talent im Turnen oder ähnlichen Sportarten, die man da absolvieren muss, hielten mich im Endeffekt vom Sportstudium ab. Der Respekt war zu groß und Sport damit raus. Ich spielte damals Fußball, weshalb mich eher die Ball- und Ausdauersportarten faszinierten. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr wurde mir klar, dass ich mich nicht nur für die reinen Bewegungen an sich, sondern vor allem für den menschlichen Körper und die physische Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers interessierte.

Am Sport bewunderte ich vor allem, was es dem menschlichen Körper möglich ist zu erreichen. Immer häufiger kam mir der Gedanke, ich könnte es auch mit Medizin versuchen um mich somit intensiver mit dem menschlichen Körper zu befassen. Besonders attraktiv erschien mir die Möglichkeit, über den Weg der Sportmedizin dann zurück zu meiner Leidenschaft gelangen zu können.

Das Ziel ist gesetzt – Wie erreiche ich es jetzt?

Ich setzte mich also mit dem Bewerbungsverfahren und Hochschulstart.de auseinander. Schnell wurde mir klar, dass mein Vorhaben wahrscheinlich doch etwas komplizierter ist, als ich es mir zunächst ausgemalt habe. Es ging nun darum, die möglichen Universitäten so auszuwählen, dass man die größte Chance hat, einen der begehrten Studienplätze zu erhalten. Dabei galt es einige Kriterien zu berücksichtigen. Manche Unis haben nämlich die Auflage, dass sie zum Beispiel als 1. oder 2. Wahl angegeben werden müssen, damit sie einen zulassen.

So kam es dann, dass schlussendlich Tübingen meine Erstwahl wurde und Würzburg direkt dahinter auf Platz 2 folgte. Von Tübingen erhielt ich dann in der ersten Runde der Studienplatzvergabe eine Absage. Daher schmiedete ich schon Pläne, dass ich jetzt wohl das Sommersemester auf der Südhalbkugel als Skilehrerin arbeiten würde, um mich zum nächsten Wintersemester noch mal zu bewerben. Doch dann kam die Zusage aus Würzburg. Über die Zusage habe ich mich natürlich total gefreut.

Jedoch stellte sie mich auch vor einige Herausforderungen. Ich war nämlich immer noch in Kanada, die Skisaison war noch nicht ganz vorbei und hatte noch keinen Rückflug gebucht. Der Rückflug war dann schnell organisiert. Schwieriger gestaltete sich allerdings die Wohnungssuche in Würzburg aus Kanada wohlgemerkt. Da ich ursprünglich aus Wuppertal in NRW komme, war nach Würzburg pendeln für mich keine Option. Letztendlich konnte ich dann aber eine vorübergehende Zwischenmiete finden, sodass für das erste Semester auch für eine Unterkunft gesorgt war. Ich verabschiedete mich also mit einem lachenden und einem weinenden Auge von Kanada und flog zurück nach Deutschland. Zwei Wochen später fand ich mich als Ersti im schönen Würzburg wieder.

Ersti in Würzburg

Ich hatte das Glück, zum Sommersemester anzufangen zu studieren und Würzburg in der schönsten Jahreszeit kennenzulernen. Das erste Semester war also, wie es für die Weinregion typisch ist, geprägt von dem ein oder anderen Schoppen zu viel, Zeit mit Freunden am Main und vielen weiteren Dingen, die Würzburg zu bieten hat. Doch je weiter wir im Studium kamen, desto näher rückte auch das böse Wort „Physikum“.

Das Physikum die große Hürde im Medizinstudium

Das erste Staatsexamen oder auch Physikum genannt ist eine Prüfung, die es am Ende der Vorklinik zu absolvieren gilt. Für viele Medizinstudenten stellt dies eine große Hürde dar, da es sehr viel theoretisches Wissen umfasst, dass man sich in vier Semestern aneignen muss. Zu den großen Fachgebieten der Vorklinik zählen neben den naturwissenschaftlichen Fächern, das Gebiet der Anatomie mit dem sogenannten „Präpkurs“.

Im Präpkurs lernt man an einem Körperspender die anatomischen Strukturen kennen. Näheres dazu könnt ihr in einem vorherigen Bericht von Marvin lesen. Darüber hinaus zählen die Physiologie und die Biochemie zu den großen vorklinischen Fächern. Im Staatsexamen wird dann eine mündliche Prüfung in den Fachbereichen Anatomie, Physiologie und Biochemie abgehalten. Anschließend folgt eine schriftliche Prüfung aufgeteilt auf zwei Tage über alle vorklinischen Fächer.

Das Medizinstudium ein echter Teamsport

Bereits vor meinem Studium habe ich viele „Horrorstorys“ über das Physikum und die große Hürde, die dieses im Medizinstudium darstellt, gehört. Umso beruhigender empfand ich die Worte des Dekans, der zu unserer Immatrikulation sagte: „Herzlichen Glückwunsch, die größte Hürde des Medizinstudiums haben Sie bereits gemeistert.“ Er bezog sich dabei auf das komplizierte Auswahlverfahren und die begehrten Studienplätze.

Die neu gewonnene Gelassenheit verschwand aber genauso schnell wieder, wie sie gekommen war mit der ersten Chemie Klausur, die bei allen Studierenden sehr gefürchtet war. Meine sportliche Vergangenheit allerdings konnte mir auch bei den Herausforderungen der Vorklinik helfen. Als Fußballerin habe ich gelernt, wie wichtig ein Team für den Erfolg ist und so haben meine Freunde und ich auch die Vorklinik gemeinsam gemeistert. Zusammen verbrachten wir unzählige Stunden in der Bibliothek, um ein wenig mehr Durchblick in den gefühlten endlosen Weiten der Anatomie, der Physiologie oder der Biochemie zu erlangen. Wie auch im Sport typisch erlebten wir so manch einen Erfolg, aber auch den ein oder anderen Misserfolg gemeinsam.

Über das Physikum zurück zum Sport

Das erste Staatsexamen rückte immer näher und auch die Bibmarathons wurden dadurch immer häufiger. Für mich mit meinem Bewegungsdrang war das dann leider zu viel des Guten. Ich brauchte einen Ausgleich, um das viele Sitzen in der Bib kompensieren zu können. So kam es, dass ich also wieder anfing, mehr Laufen zu gehen. Das habe ich nämlich vor dem Studium auch schon viel und gerne gemacht. Gewissermaßen kann man also sagen, dass der Sport mich zu meinem Studium gebracht hat und das Studium wieder zum Sport. Je mehr ich also zum Ausgleich lief, desto mehr lernte ich auch Würzburgs Umgebung kennen und die Strecken wurden immer weiter. Einen konkreten Plan verfolgte ich dabei nicht. Ich lief nur, um neue Strecken zu erkunden und den ein oder anderen Strava KOM zu sammeln ;)

Ein kurzer Exkurs für alle, die es nicht kennen. Strava ist eine Plattform, auf der man Aktivitäten verschiedener Sportarten hochladen kann und sich dann mit anderen Sportlern auf unterschiedlichen Segmenten in der Stadt messen kann. Allerdings wurde dabei auch mein sportlicher Ehrgeiz wieder entfacht und ich meldete mich spontan zum Würzburg Marathon an. Und so kam es, dass ich 2019 zum ersten Mal in Würzburg beim IWelt Marathon mitlief. Mit meinem Finish bei diesem Marathon habe ich damit meinen zweiten Marathon absolviert. Den ersten lief ich 2016 in Düsseldorf. Gut, mein Weg zum Marathon wäre jetzt also geklärt.

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Ein neues Ziel

Doch damit nicht genug. Nach dem Physikum verschlug es mich auf einer Reise mit meiner Familie nach Südafrika und wie es der Zufall so wollte, war dort zeitgleich der Ironman. Bereits auf dem Hinflug bewunderte ich die Athleten, die neben uns im Flugzeug saßen und konnte mir nur schwer vorstellen, wie man so etwas schaffen könnte. Immer wieder liefen wir in Südafrika Athleten über den Weg, die an diesem Event teilnahmen und immer mehr Bewunderung brachte ich den Triathleten entgegen. Als ich dann auch noch erfuhr, dass zwei Athleten aus meiner Heimatstadt Wuppertal vor Ort waren, die auch noch dazu Trainer sind, war das Feuer entfacht und ich wusste, ich möchte dieses Ziel auch erreichen.

Zeitlich kam dieses Vorhaben gelegen, da ich wie oben bereits beschrieben, während dem Physikum schon für mich erkannt habe, dass die langen Bib Marathons nichts für mich sind und ich den sportlichen Ausgleich brauche, um effektiver lernen zu können. Ein neues großes Ziel wie der Ironman sollte mir dabei helfen, den Sport nicht mehr so aus den Augen zu verlieren, sondern weiterhin regelmäßig zu trainieren. Allerdings gehören zum Triathlon zwei weitere Disziplinen als nur das Laufen, was ich ja nun schon seit einiger Zeit betreibe. Ihr merkt, mit meinem neu gefassten Ziel kamen also die ein oder andere neue Hürde auf mich zu, um die es aber in diesem Artikel gar nicht weiter gehen soll. Wie es mit dem Triathlon weiter geht und wie sich ein trainingsintensiver Sport mit dem Medizinstudium vereinen lässt, könnt ihr in weiteren Beiträgen in den kommenden Monaten lesen.

Eine Doktorarbeit zum Thema Sport

Besonders freue ich mich darüber, dass ich meine Leidenschaft für den Sport auch in meine Suche nach einem passenden Thema für eine Doktorarbeit einbringen konnte. In Kooperation mit der Sporthochschule in Köln und der Uniklinik in Würzburg betreue ich jetzt eine klinische Studie, bei der verschiedene Formen des Trainings bei Krebspatienten bestimmten Nebenwirkungen von Chemotherapien oder Komplikationen, die häufiger auftreten vorbeugen, sollen. Auch an dieser Stelle möchte ich jetzt gar nicht weiter ausholen, da das den Rahmen der Vorstellung etwas sprängen würde.

Und wie komme ich jetzt zu jungmediziner.de?

Auch mein Kontakt zu jungmediziner.de hat sportlich angefangen. Damals, im Jahr 2018, hat Marvin mich auf den Benefizlauf Quer durch Europa aufmerksam gemacht, den jungmediziner.de in Kooperation mit dem Fitness und Wellness-Club SVW 05 veranstaltet haben. Gemeinsam sind wir auf 7 Laufbändern, die auf dem Gelände der Landesgartenschau platziert waren virtuell eine Strecke von insgesamt 112 km gelaufen. Dies diente einem guten Zweck, der Kinderhilfe Organtransplantation KiO e.v. Dort lernte ich auch Fabian kennen und erhielt einen Eindruck von der Arbeit der jungmediziner.de und der BAZ. Fabian berichtete mir unter anderem von den vielen Kursen, die jungmediziner.de für Medizinstudenten anbieten.

So konnte ich dann zum Beispiel den Erste-Hilfe-Kurs, dessen Nachweis man im ersten Staatsexamen erbringen musste, bei jungmediziner.de absolvieren. Das Kursangebot ist sehr breit gefächert und reicht über Nahtkurse bis hin zu Ultraschallkursen und eben allem, was man als Mediziner:in so können muss. Häufig ist für dieses Training in der Uni nämlich leider nicht genügend Zeit. Hinzu kommt, dass Präsenzveranstaltungen und „Hands on Training“ zu Corona Zeiten ohnehin seltener geworden sind. Schlussendlich bin ich dann jetzt auf jungmediziner.de zugegangen, da mich 2022 ein weiteres großes (sportliches) Ziel erwartet. Dieses Ziel ist allerdings mit etwas Aufwand und einer weiteren großen Reise verbunden. Deshalb freue ich mich sehr, dass jungmediziner.de mich auf dieser Reise unterstützt und wir dieses Ziel gemeinsam in Angriff nehmen können. In meinen weiteren Beiträgen könnt Ihr euch also auf eine Mischung aus Medizin, Sport und meinen Weg zu meinem großen Ziel freuen.

Eure Sophia,
Medizinstudentin an der Universität Würzburg und Campus Captainin bei jungmediziner.de

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