„Alles außer Medizin“ – Mein Weg zum Medizinstudium
Hallihallo, ich bin Marleen, 23 Jahre alt und studiere im wunderschönen Würzburg Medizin im 7. Semester – aber hoppla, steht in der Überschrift nicht etwas ganz anderes? Wie ich meinen Weg zum Medizinstudium gefunden habe und wer ich überhaupt bin, das erfahrt ihr in den kommenden Zeilen.
Was möchtest du später mal werden?
Hat man mir früher diese Frage gestellt, konnte ich mich zwischen den vielen tollen Berufen nie wirklich entscheiden. Eins stand aber schon immer fest: Alles außer Medizin. Als kleines Mädchen träumte ich davon Reitlehrerin zu werden. Als das Abi näher rückte, fand ich Psychologie sehr spannend. Und als auch das letztendlich in der Tasche war, lachte mich fast alles an. Von Jura, über Ernährungswissenschaften bis hin zu Medienkommunikation oder doch lieber Wirtschaftspsychologie? Alles hatte seine Reize, aber überall fand ich einen Haken, weshalb ich von den vielen Ideen doch wieder abkam. Aber wie ich wieso dann doch der Weg zum Medizinstudium?
Und warum nicht Medizin?
Ganz einfach: Blut und ich waren von Anfang an keine guten Freunde. Wenn ich mich selbst geschnitten habe, musste ich mich erstmal hinlegen. Ansonsten hätte mich vermutlich mein Kreislauf von selbst zum Liegen gebracht. Denn das ist mir tatsächlich schon passiert, als mir einmal Blut abgenommen wurde. Aus Sorge erneut umzukippen war ich künftig nur noch mit Musik in den Ohren, liegend und mit einem Traubenzucker in der Tasche im Blutabnahmezimmer aufzufinden. Große Wunden, geschweige denn Operationen, konnte ich mir nicht anschauen – im wahrsten Sinne des Wortes – weil mir meist leider schwarz vor Augen wurde.
Da konnte ich nun den Beruf des Arztes so toll finden, wie ich wollte. Wenn ich allerdings eine der essenziellsten Grundvoraussetzungen eines:r Mediziner:in, nämlich mit Blut zurechtzukommen, nicht erfüllte, dann müsste ich mich wohl für einen anderen Weg entscheiden. Schade nur, dass die Faszination für die komplexen Inhalte und die Begeisterung für den späteren Beruf mich trotzdem immer wieder heimsuchten.
Und warum nun doch Medizin?
Während meines achtmonatigen weltwärts Freiwilligendienstes auf den Philippinen nach dem Abitur beschäftigte ich mich erneut mit der Frage, wohin meine zukünftige Reise gehen soll. Mich begeisterten viele Fächer, aber mein Bauchgefühl bestärkte mich bei keinem so richtig. Auf Medizin schwenkten meine Gedanken erneut, als die „German Doctors“ wöchtentlich das nahegelegene Partnerprojekt besuchten. Das ist ein Verein, der ehrenamtlichen deutschen Ärzten temporäre Arbeitseinsätze in Entwicklungsländern ermöglicht. Von ihrer Arbeit war ich begeistert!
Ich verband daraufhin viele weitere positive Gedanken mit dem Beruf des Arztes. Er ist ortsunabhängig weltweit auszuführen und könnte mir später ermöglichen ein klein wenig von dem Glück zurückgeben, das mir in meinem bisherigen Leben bereits widerfahren ist. Ganz abgesehen davon wurde mir erneut vor Augen geführt, wie wertvoll es sein muss von einem anderen Menschen die Gesundheit, unser höchstes Gut, anvertraut zu bekommen und letztendlich Patienten auf ihrem Krankheitsweg zu begleiten. Meine Begeisterung wurde erneut geweckt!
Mein Weg zum Medizinstudium
Zurück in Deutschland fing meine beste Freundin aus der Schulzeit mit ihrem Medizinstudium an. Wir hatten nach den vergangenen acht Monaten einiges aufzuholen, weshalb sie mich kurzer Hand zu ihren vielen legendären Ersti-Parties mitschleppte. Auf einmal war ich von einem Rudel künftiger Ärzte umgeben. Da lag es auf der Hand, dass mich der Gedanke auch Medizin zu studieren, wieder verfolgte. Die Begeisterung über Biologie, Physik und Chemie hielt sich unter ihren neuen Freunden allerdings größtenteils in Grenzen.
Die Vorfreude jedoch auf die bald folgenden medizinischen Inhalte und den kommenden Beruf steckte an. Sie war so ansteckend, dass ich mich nach einer wilden Nacht im ehemaligen Tanzcafé Ludwig und nur zwei Stunden Schlaf freiwillig in die zweite Schatzschneider-Vorlesung in Chemie über Orbitale setzte. Begeistern konnte sie mich für sein Fach zwar nicht, aber mein Bauchgefühl sagte mir eindeutig, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
1:0 für das Glück
Also sammelte ich meine Bewerbungsunterlagen zusammen und absolvierte die erforderlichen drei Monate Pflegepraktikum an zwei Würzburger Kliniken. Als AuPair in Norditalien bügelte ich noch mein italienisch weiter auf, bevor auch ich mich im Frühling 2018 selbst Ersti nennen durfte. Das Glück war damals definitiv auf meiner Seite. Nachdem es zunächst von hochschulstart.de mehrere Absagen hagelte, begann ich mich mäßig beglückt auf den Medizinertest vorzubereiten. Doch dann kam komplett unerwartet im 1. Nachrückverfahren eine Zusage für Würzburg. Am zweiten offiziellen Studientag durfte ich mich nun endlich auch Medizinstudentin nennen. Ich war überwältigt! Ein Glück wohnte ich bereits in der richtigen Stadt. Der Stress umgehend eine passende Wohnung zu finden konnte somit erstmal hintenangestellt werden.
Wenn du es wirklich willst, dann kannst du alles schaffen
Dieser Spruch kreiste mir in meinem Entscheidungsprozess über die richtige Studienwahl oft durch den Kopf. Letztendlich, so dachte ich, ist der Mensch doch ein Gewohnheitstier. Mir schien, dass Blut zu sehen, für mich der einzige Hinderungsgrund war Medizin zu studieren. Sonst sprachen alle Punkte für das Studium bzw. vor allem für den Beruf. Mein Bauchgefühl sagte mir eindeutig, dass ich mir diesen Stein künftig aus dem Weg zum Medizinstudium schaffen sollte. Denn: wenn du es wirklich willst, dann kannst du alles schaffen! Und siehe da, sechs Semester später habe ich den Präpkurs gemeistert, genügend Opfer gefunden, an denen ich Blut abnehmen üben darf und die ersten OPs bereits live miterlebt. Und, ich lebe noch, und zwar nicht irgendwie, sondern ziemlich glücklich und stolz, mich meiner kleinen Herausforderung gestellt und sie erfolgreich gemeistert zu haben.
Inhalte aus dem Medizinstudium
Bislang bin ich mit dem von mir eingeschlagenem Weg überglücklich. Viele der im Studium vermittelten Inhalte finde ich super spannend. Die Komplexität unseres menschlichen Organismus begeisterte mich von Anfang an. Aber auch die ersten praktischen Erfahrungen direkt am Patienten wecken die Vorfreude auf den späteren Beruf. Ganz abgesehen von dem Zusammenhalt unter uns Medizinstudierenden, der mich auf ein ebenso kollegiales späteres Zusammenarbeiten freudig blicken lässt. Falls du mehr über das Medizinstudium erfahren möchtest, lies unseren Erfahrungsbericht über den Aufbau des Medizinstudiums.
Und sonst?
Und sonst, wenn ich mal nicht am studieren bin oder im Labor für meine experimentelle Doktorarbeit stehe, liebe ich es Sport zu treiben. Auch gesellige Zeit mit meinen wunderbaren Freunden, mit meinem lieben Freund oder meiner Familie zu verbringen, erfüllen mich innerlich total. Oder einfach mal „reiss aus“ aus dem Maintal nehmen! Ich bin nämlich eine halbe Würzburgerin. Halb, weil ich nicht hier geboren bin (bei Frankfurt) und auch nicht hier aufgewachsen bin (bei München), aber seit der fünften Klasse in der Weinstadt lebe und auch zum Studieren hier geblieben bin. Dankbar über diese Entscheidung bin ich, denn das Leben in unserer Studentenstadt lässt sich definitiv aushalten.
Und noch kleiner fun fact am Rande: Eigentlich wollte ich auch immer in einer anderen Stadt studieren. Wie es das Schicksal aber so wollte, bin ich für das Studium nun doch hier geblieben. Für den Weg zum Medizinstudium und auch in die zukünftige Stadt gibt es verschiedene Möglichkeiten. Also, sag niemals nie! Dieser Spruch hat sich immerhin bei mir schon zweimal bewahrheitet.
In Zukunft dürft ihr von mir als neuer Campus Captain viele spannende Berichte rund um das Thema Medizinstudium erwarten. Und vielleicht sehen wir uns auch mal persönlich in einem der vielen spannenden Kurse der jungmediziner? Ich freue mich!
Eure Marleen,
Medizinstudentin an der Universität Würzburg und Campus Captainin bei jungmediziner.de