Famulatur alles was du dazu wissen musst

Famulatur – alles, was du dazu wissen musst

Gut geplant ist halb gewonnen! Das gilt auch für alle Famulaturen. Denn eine gute Vorbereitung und Organisation verwandelt die lästige (Pflicht-) Famulatur in eine spannende, lehr- und erfahrungsreiche Zeit, die du auf keinen Fall mehr missen möchtest. Alles, was du dazu wissen solltest, findest du in den folgenden Zeilen. Und ein paar meiner Tipps und Tricks gibt es auch noch mit dazu!

Die Famulatur

Was ist eigentlich eine Famulatur?

Letztendlich ist es nichts anderes als ein Praktikum. Sie sind von der Approbationsordnung für alle deutschen Medizinstudent:innen vorgeschrieben. Hier darfst du endlich erste praktische Erfahrungen in der Patientenversorgung sammeln. Und all‘ dein gesammeltes Wissen kannst du natürlich auch auf die Probe stellen. Allerdings müssen einige Vorgaben erfüllt werden, die ich dir im Folgenden vorstellen möchte.

Wie lange geht eine Famulatur? Und wie viele brauche ich insgesamt?

Eine Famulatur dauert 30 Kalendertage, was in der Regel 4,5 Wochen entspricht. Achte unbedingt darauf, dass dir deine Bescheinigung (siehe unten) nicht nur für lediglich vier Wochen ausgestellt wird. Denn dann kann es zu Problemen bei der Anerkennung kommen. Außerdem ist es wichtig, dass die 30 Tage am Stück absolviert werden. In manchen Bundesländern darfst du die Famulatur auch splitten. Eine Möglichkeit wäre z. B. in 2x 15 Tage. Doch die Vorgaben variieren deutschlandweit stark. Daher empfehle ich dir dich mit den Richtlinien deiner Uni bzw. deines Landesprüfungsamtes vertraut zu machen.

Und insgesamt erwarten dich vier Famulaturen. Welche Bereiche dich genau erwarten könnten, erfährst du in den nachfolgenden Zeilen.

In welchen Bereichen kann ich meine Famulaturen antreten?

Auch hier gibt es einige Vorgaben, an die du dich halten solltest. In welcher Reihenfolge du die vier Monate absolvierst, bleibt dir überlassen.

  1. 2x Krankenhausfamulatur“: Zwei Famulaturen musst du in einem Krankenhaus absolvieren. Alternativ kannst du auch in einer stationären Rehabilitationseinrichtung arbeiten. Wichtig ist, dass die Abteilung über stationäre Betten verfügt. So fällt zum Beispiel eine Notaufnahme hier nicht hinein.
  • 1x Ambulante Famulatur“: Eine weitere Famulatur solltest du in der ambulanten Patientenversorgung machen. Hier kannst du dich zum Beispiel für eine Praxis (Hausarzt oder niedergelassener Facharzt) entscheiden. Oder du famulierst in der Ambulanz einer Poliklinik bzw. in einer Notaufnahme eines Krankenhauses. Außerdem kannst du dich, je nach Uni, auch für klinisch-theoretische Fächer entscheiden. Das könnte zum Beispiel die Pathologie, Rechtsmedizin oder Mikrobiologie sein. Doch auch hier gilt: Erkundige dich vorher unbedingt nach den Vorgaben deiner Fakultät.
  • 1x Hausarztfamulatur“: Last but not least erwartet dich ein Monat beim Hausarzt. Eine andere Option wäre ein Kinderarzt. Oder auch für einen Internisten ohne Schwerpunktbezeichnung könntest du dich entscheiden. Und noch ein kleiner Tipp von meiner Seite v. a. für diejenigen, die die Hausarztfamulatur als „langweilig“ abstempeln. Und zwar gibt es viele Allgemeinmediziner mit spannenden Zusatzbezeichnungen und -qualifikationen. So ist von Naturheilverfahren über Sportmedizin oder Psychotherapie einiges möglich! Zum Beispiel habe ich mich für einen Allgemeinmediziner, der gleichzeitig Spezialist für Mitochondrienmedizin ist, entschieden. Du möchtest mehr darüber erfahren? Dann kommst du hier zu einem spannenden Erfahrungsbericht von mir. Abschließend noch ein Tipp: Möglicherweise werden die Hausarztfamulaturen in deinem Bundesland auf dem Land finanziell vergütet. Mach‘ dich am besten auch hier bei deinem Landesprüfungsamt schlau.

Einzig und allein die Hausarztfamulatur muss in Deutschland abgeleistet werden. Alle anderen kannst du prinzipiell in der großen weiten Welt antreten. Es ist allerdings wichtig, dass trotzdem alle oben genannten Kriterien erfüllt werden.

(Ab) wann kann ich meine Famulaturen antreten?

Die Voraussetzung ist ein bestandenes Physikum. Und alle vier solltest du bis zum Antritt des zweiten Staatsexamens in der Tasche haben.

Die Famulaturen darfst du allerdings nur in der vorlesungsfreien Zeit absolvieren, d. h. in den Semesterferien. Ich empfehle dir, gleich nach dem 5. Semester mit deiner ersten Famulatur zu starten, um nach hinten hin genug Luft zu haben (z. B. für eine Doktorarbeit oder einen erholsamen Urlaub, bevor das Büffeln für das zweite Examen losgeht).

Wie sieht‘s mit der Vergütung aus?

In der Regel gibt es leider keine finanzielle Entlohnung. Du kannst dich allerdings informieren, ob in deinem Bundesland Hausarztfamulaturen im ländlichen Raum vergütet werden. Außerdem bieten manche Häuser eine „Belohnung“ im Sinne einer freien Unterkunft oder kostenlosen Verpflegung an.

Beratungsprozess
Dein Weg zu uns

In welchem Bereich mache ich meine erste Famulatur? Und wo die folgenden?

Soll man die erste Famulatur als frisch gebackener Kliniker lieber im Krankenhaus oder in der Praxis antreten? Da streiten sich die Geister. Entscheidest du dich für das Krankenhaus, eignen sich meiner Meinung nach v. a. große Fächer, wie Innere Medizin oder Chirurgie. Denn hier bringst du schon einiges an Grundlagenwissen aus der Vorklinik mit. Und gerade die Chirurgie ist für den Start recht anschaulich. Allerdings empfand ich die Famulatur beim Hausarzt als optimalen Start. Warum? Zum einen ist dir gleich eine direkte Ansprechperson zugeteilt. So kann es dir Krankenhaus-Dschungel passieren, dass sich keiner wirklich für dich zuständig fühlt. Zum anderen lernst du viele praktische Fähigkeiten (z. B. Anamnese erheben, körperliche Untersuchungen, Blutentnahmen) direkt unter Anleitung des:der Arztes:Ärztin bzw. der MFAs.

Und dann? Für deine weiteren Famulaturen würde ich ganz nach persönlicher Neigung entscheiden. Was hat dich schon immer interessiert? Welchen Bereich könntest du dir für später vorstellen? Dann schnupper doch mal hier hinein! So siehst du, ob sich deine Vorstellung bestätigt oder doch komplett verändert. Möglicherweise hast du tolle Empfehlungen von Kommilitonen? Und falls du noch gar keine Idee hast, sind klinische Famulaturen in großen Fächern wie Radiologie oder Anästhesie nie verkehrt. Aber auch in der Notaufnahme lernst du viele wichtige Basics. Und bei den Internisten siehst du einige Krankheitsbilder, die dir in den verschiedensten Fächern immer wieder begegnen werden.

Wie finde ich die passende Klinik bzw. Praxis?

Auch hier empfehle ich dir: Höre dich um! Erkundige dich bei Kommilitonen oder Studis aus höheren Semestern. Vielleicht hat hier jemanden einen grandiosen Tipp für dich? Ansonsten kann ich dir die Seite famulatur-ranking.de empfehlen. Hier findest du eine Vielzahl Erfahrungsberichten über Praxen und Krankenhäuser weltweit. Außerdem gibt es ein Ranking über die besten Stellen gleich mit dazu.

Ich bin ein großer Fan, Pflicht mit Vergnügen zu verbinden. Was ich damit meine? Damit meine ich, die Famulatur an einem Ort zu machen, den ich schon immer mal erkunden wollte. Welche Ecken möchtest du denn noch bereisen? Und warum nicht gleich dort famulieren? Die Wochenenden bieten dir genügend Zeit, um die Umgebung zu erkunden. Das nötige Kleingeld reicht momentan nicht für eine Unterkunft? Dann höre dich doch bei Familie und Freunden um. Vielleicht kannst du hier für einen Monat unterkommen? Oder schnapp dir ein paar Freunde und famuliert gemeinsam. So halbieren sich die Unterkunftskosten schnell. Ansonsten bieten auch einige Krankenhäuser kostenlos Zimmer an.

Du willst unbedingt ins Ausland? Vielleicht pflegt deine Fakultät sogar Partnerschaften mit ausländischen Unis? Dann lass‘ dich am besten direkt vor Ort beraten. Oder du schaust dich einfach mal auf der Seite des bvmd um. Hier werden dir neben Famulaturen sogar Forschungsaufenthalte oder Public-Health Austausche weltweit ermöglicht. Suchst du zunächst nur Inspirationen? Dann klicke auf medizinernachwuchs.de oder famulatur-ranking.de. Hier teilen Studis in spannenden Erfahrungsberichten ihre Erlebnisse mit euch.

Und wie bewerbe ich mich?

Im Vergleich zum PJ ist eine Famulatur viel unkomplizierter zu organisieren. Wie die Bewerbung allerdings genau gehandhabt wird, ist von Haus zu Haus sehr unterschiedlich.

Entscheidest du dich für eine Praxis, genügt oft ein kurzer Anruf. Du kannst zunächst fragen, ob eine Famulatur per se möglich wäre. Außerdem erfährst du, ob bzw. welche Unterlagen du noch zusenden solltest.

In größeren Krankenhäusern gibt es meist direkte Ansprechpartner. Sie sind speziell für die Koordination der Famulaturen verantwortlich. Erkundige dich auf der Homepage nach entsprechenden Kontaktdaten. Auch hier gilt dasselbe Spiel. Ein kurzer Anruf klärt schnell, welche Bewerbungsformalitäten erwünscht sind. Manchmal findest du diesbezüglich auch direkt Angaben auf der Homepage.

Ansonsten könnt ihr in jedem Fall direkt bei den Verantwortlichen des Fachbereichs bzw. der Praxis melden. Legt am besten ein kurzes Anschreiben bzw. Motivationsschreiben und euren Lebenslauf bei.

Je beliebter die Stelle ist, desto früher solltet ihr euch bewerben. Ihr wollt in bekannte Häuser? Dann meldet euch am besten mindestens ein Jahr im Voraus. Hingegen in kleineren, unbekannteren Kliniken habt ihr vielleicht auch kurz vor knapp noch eine Chance.

Ich habe eine Zusage – was sollte ich noch wissen?

Erfrage am besten im Vorfeld folgende Dinge:

  • Wo und zu welcher Uhrzeit sollst du an deinem ersten Tag erscheinen?
  • Brauchst du spezielles Equipment? Z. B. ein Stethoskop?
  • Musst du spezielle Kleidung mitbringen? Im Krankenhaus bekommst du in der Regel alles gestellt. In Praxen sprichst du am besten im Voraus die Details ab. Von Kittel, über eigene weiße Kleidung oder spezielle Outfits der Praxis ist hier alles möglich.
  • Musst du deine Impftiter im Vorfeld bestimmen lassen?
  • Brauchst du eine private Haftpflichtversicherung? Meist bist du über die Betriebshaftpflichtversicherung des Krankenhauses bzw. der Praxis mitversichert. In jedem Fall ist es von Vorteil, schon im Studium über eine private Haftpflichtversicherung zu verfügen. Wünschst du dir hierzu mehr Infos? Dann kontaktiere uns doch einfach direkt! Mit jungmediziner.de hast diesbezüglich den perfekten Ansprechpartner.
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Wie bestreite ich am besten meine ersten Tage?

Es klingt zwar banal, aber stelle dich beim gesamten Stations- bzw. Praxisteam namentlich und mit deiner Funktion vor. Du bekommst kein Namensschild ausgehändigt? Dann bastle dir am besten selbst eins. Sowohl PatientInnen, als auch vergessliche KollegInnen freuen sich, wenn sie wissen, wer ihnen gegenübersteht. Und mache dich gleich im Vorfeld mit dem Team im Internet vertraut. Dann wirst du selbst nicht von den vielen neuen Namen überrumpelt.

Und sonst bringe dich gerne aktiv ein! So lernst nicht nur du am meisten. Auch das Team freut sich über dein Engagement. Doch zögere nicht nachzufragen, wenn dir etwas nicht ganz klar ist. Und falls dir trotzdem mal ein kleines Malheur passiert: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Aufstehen, entschuldigen, Krönchen richten und weiter gehts!

Abschließend lässt sich sagen: Kuchen ist immer und überall willkommen! Egal, ob gleich an Tag eins einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Oder einfach als kleine Freude zwischendurch bzw. als Dankeschön zum Abschied.

Meine Famulatur ist (fast) geschafft – und nun?

Lass dir unbedingt mit Stempel und Unterschrift dein Praktikum bescheinigen. Hierfür findest du meist Vordrucke auf der Seite der eigenen Fakultät. Sobald du alle vier geschafft hast, werden alle originalen Bescheinigungen beim Landesprüfungsamt eingereicht. Denn erst dann ist die Anmeldung zum 2. Staatsexamen möglich.

Unser Stundenplan ist ja schon recht voll. Da können vier Monate Praktikum erst mal recht mühselig klingen. Mit der richtigen Vorbereitung (und Einstellung) könnt ihr allerdings stark von der Zeit profitieren! So sammelt ihr erste, wichtige praktische Erfahrungen. Von Blutabnehmen über Patientenaufnahmen oder Nähen. Das Spektrum ist groß! Aber auch euer theoretisches Wissen verfestigt sich am besten, wenn ihr direkt am Patienten lernt. Und darüber hinaus lernt ihr viele tolle Menschen kennen. Zudem erfahrt so einiges über euch selbst. Und und und… Ihr könnt euch freuen!

In diesem Sinne wünsche ich euch alles Gute für eure Famulaturen! Habt Spaß!


Eure Marleen,
Medizinstudentin an der Universität Würzburg und Campus Captainin bei jungmediziner.de

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