Nach der Vorklinik ist vor der Klinik

Klinischer Teil des Medizinstudiums

Wenn ihr auf diesen Artikel stoßt, ist es in erster Linie wahrscheinlich Zeit zum Gratulieren. Gratulation von meiner Seite zum gemeisterten Physikum und vor allem Willkommen im klinischen Teil des Studiums. Viele Medizinstudierende erfüllt es mit Stolz, wenn sie nach absolviertem Physikum endlich in die Klinik dürfen und die trockene Theorie der Vorklinik hinter sich lassen. Meine Erfahrungen aus dem klinischen Teil des Studiums, welche Erwartungen und Hoffnungen dabei erfüllt wurden und an welcher Ecke sich vielleicht die ein oder andere Schwierigkeit versteckt, möchte ich Euch in diesem Beitrag berichten. Der Einfachheit halber gehe ich dabei chronologisch vor.

Das 5. Semester

Im klinischen Abschnitt des Studiums zu sein bedeutet in Würzburg auch einen Wechsel der Räumlichkeiten. Die ersten Semester verbringt man in erster Linie am Röntgenring, in den Gebäuden der Anatomie und Physiologie oder am Hubland in den Gebäuden der Naturwissenschaften. Im klinischen Teil des Studiums findet die Lehre in erster Linie in der Uniklinik in Grombühl statt. Um sich in dieser neuen Umgebung zurechtzufinden, gibt es ein außerordentlich nützliches Angebot von der Fachschaft. Diese organisiert zu Beginn von jedem Semester eine Klinikführung für die neuen 5. Semester. Die Kurse des jeweiligen Semesters gilt es im Vorhinein zu belegen. An dieser Stelle hilft eine Liste der medizinischen Fakultät. Hier kann man das jeweilige Semester anklicken und findet dann die Kursnummern aufgelistet, zu denen man sich anmelden sollte. In den verschiedenen Fächern waren dann Praktika und Seminare zu absolvieren.

Der größte Lernaufwand

Meiner Ansicht nach birgt die Mikrobiologie den größten Lernaufwand in diesem Semester. In diesem Fach haben wir an einem wöchentlichen Laborpraktikum teilgenommen, wo man verschiedenste Erreger kultiviert. Den Schein erhält man dann nach erfolgreicher Teilnahme an einer mündlichen Prüfung am Semesterende. An dieser Stelle möchte ich euch allerdings ein bisschen die Sorge vor dieser Prüfung nehmen. Wie so oft bei mündlichen Prüfungen verhält es sich so, dass der Stressfaktor aufgrund des Prüfungsformats größer ist als die eigentliche Anforderung selbst ;).

Meiner Erfahrung nach wollten die Prüfer:innen viel banalere Dinge wissen, als man sich vorher vorstellt, auch wenn man die unbeliebten und oft auf Lücke gelernten Pilze oder Parasiten abgefragt wird. Den wohl beliebtesten Kurs in diesem Semester stellt der PKU Kurs dar. PKU steht für praktische Klinische Untersuchungsmethoden. Dieser Kurs bringt endlich den lang ersehnten Praxisbezug mit sich. In der Lehrklinik haben wir andere Studierende untersucht und dabei die wichtigsten Untersuchungstechniken erlernt. Abgeschlossen wird dieser Kurs dann mit dem sogenannten OSCE, einer Prüfung, bei der man die jeweilige Untersuchungstechnik dann vor Tutor:innen der Lehrklinik demonstriert. Die Erfolgsquoten sind dabei sehr hoch und sollte doch einmal etwas schief gehen, gibt es zu Beginn des nächsten Semesters Wiederholungsversuche. 

Das 6. Semester

Wie schon im 5. Semester findet man auch für das 6. Semester eine Liste mit Fächern, für die man sich anmelden sollte. Leider war dieses Semester bei mir allerdings dann das erste Semester, dass von Corona überschattet war. Von daher kann es sein, dass meine Berichte aus diesem Semester etwas von der aktuellen Situation abweichen. Paradoxerweise ist zunächst der für dieses Semester angedachte Impfkurs coronabedingt komplett entfallen.

Das Praktikum der klinischen Fertigkeiten

Das Praktikum der klinischen Fertigkeiten wurde bei uns durch den theoretischen Ambosskurs ersetzt. Hier soll man eigentlich, wie schon zuvor in PKU, Untersuchungsmethoden praktisch erlernen. Die Methoden im PKF Kurs sind dabei etwas fortgeschrittener als die des PKU Kurses. Sie reichen vom Ultraschall über das Katheterlegen zur digital rektalen Untersuchung und zum Nähen. Dass man die Ultraschalltechniken über einen Beitrag auf Amboss nicht gleichermaßen erlernen kann, wie bei einem praktischen Kurs in der Uni steht, denke ich außer Frage.

Aus diesem Grund war es für uns umso wichtiger, dass es Kursangebote, wie zum Beispiel den Ultraschallkurs oder auch den Nahtkurs von jungmediziner.de gibt. Im nachfolgenden Semester gab es dann noch das Angebot von der Lehrklinik an einem freiwilligen Nachholtermin teilzunehmen. Die Zeit zum Üben ist in diesen Kursen, die von der Uni organisiert sind, allerdings sehr knapp bemessen. Wenn man noch Übungsbedarf hat, empfiehlt es sich auch hier einen Blick in das Kursangebot von jungmediziner.de zu werfen.

Auch andere Praktika waren digital

Auch die anderen Praktika haben bei uns in diesem Semester coronabedingt nicht stattgefunden und die Vorlesungen wurden digital abgehalten. Die Veranstaltungen der Inneren Medizin erstrecken sich über zwei Semester. Die Vorlesung und das Praktikum, wenn es denn stattfindet, beginnen also schon im 6. Semester, die Klausur schreibt man dann allerdings erst im 7. Semester.

Die Klausuren konnten zwar in Präsenz stattfinden, jedoch nicht wie sonst in der Klinik üblich über so genannte Casetrains auf iPads sondern ganz oldschool im Papierformat. Wohl eine der geringfügigeren Einschränkungen, die Corona mit sich brachte. Mittlerweile finden die Klausuren aber wieder über die gewohnten iPads statt. In den Umgang mit den iPads wurden wir zu Beginn des klinischen Abschnittes eingewiesen. Es gab eine Demo Version einer solchen Klausur, die man sich für den richtigen Umgang anschauen konnte. Darüber hinaus werden für jedes Semester Probeklausuren bei WueCampus für die jeweiligen Fächer hochgeladen, die unter „Klausuren im klinischen Abschnitt“ zu finden sind. Auch diese sind im Casetrain Format und gut geeignet zur Vorbereitung auf die iPad Klausuren. 

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Versicherungsschutz für Jungmediziner:innen

Das 7. Semester

Im 7. Semester lauern nun gleich zwei Hürden, die vielen zu Beginn des Semesters vielleicht erst einmal Sorge bereiten. Auch diese Sorge möchte ich versuchen, euch zu nehmen. In diesem Semester steht nämlich die Klausur der Inneren Medizin an. Corona war zwar immer noch ein Thema, aber nichtsdestotrotz konnte das klinische Praktikum der Inneren Medizin jetzt auch für mich stattfinden.

In diesem Praktikum geht man in kleinen Gruppen auf verschiedenen Stationen der inneren Medizin und führt Gespräche mit den Patienten:innen. Je nach betreuendem:r Arzt:Ärztin weiß man vor Betreten des Zimmers schon mehr oder weniger viel über die Diagnose des Patienten:in. Im Gespräch sollen dann Risikofaktoren, Diagnosen, mögliche Differentialdiagnosen, Therapieoptionen und die Prognose der Patienten:in deutlicher werden. Hierdurch erhält man dann einen reelleren Einblick in die verschiedenen Krankheitsbilder der Inneren Medizin, sodass auch das Lernen für diese doch etwas umfangreichere Klausur über zwei Semester etwas leichter fällt.

Die zweite Herausforderung in diesem Semester stellt die erste von drei so genannten Trippelklausuren dar. Trippel impliziert schon den Aufbau der Klausur. Es werden drei Fächer in einer Klausur kombiniert und sowohl Themen der Augenheilkunde als auch HNO und Arbeitsmedizin abfragt. Das anspruchsvollste der drei Fächer stellt sicherlich die Augenheilkunde dar. Da die Trippelklausur aber für gewöhnlich circa 10 Tage nach den anderen Klausuren stattfindet, ist hier ausreichend Zeit zur Vorbereitung. Sollte es in einem der drei Fächer nun allerdings doch nicht gereicht haben, ist auch das kein Grund zur Sorge, da man auch einzelne Teile dieser Klausur wiederholen kann und nicht gleich alle drei wiederholen muss. 

Das 8. Semester

Ihr ahnt es schon. Oben war die Rede von der ersten Trippel, also folgt im 8. Semester der 2. Trippel. Hier setzt sich die Trippelklausur aus der Anästhesie, der Urologie und der Chirurgie zusammen. In der Urologie hatten wir einen Praktikumstag, der zwar von 8-17 Uhr gehen sollte, allerdings schon deutlich früher zu Ende war. An diesem Tag haben wir die Urologie mit all Ihren Facetten kennengelernt und durften eine urologische OP beobachten. Anschließend haben wir mit Patienten gesprochen, die auf der urologischen Station lagen. So konnten wir uns gemeinsam mit einer Ärztin einige urologische Krankheitsbilder erarbeiten.

Das chirurgische Praktikum hat auch erstmals wieder in Präsenz stattgefunden. Die Organisation ist mit dem Praktikum der Inneren Medizin zu vergleichen. Man rotiert in kleinen Gruppen über die verschiedenen Stationen und spricht mit Patienten über deren Krankheitsbilder und Operationen. So erlernt man im direkten Patientenkontakt Operationsindikationen, Operationstechniken und die verschiedenen Verläufe nach einer Operation. Sicherlich sind die drei Fächer, die hier kombiniert werden, schon jedes für sich genommen sehr umfangreich. Jedoch empfand ich es beruhigend, dass auch diese Klausur zeitlich etwa 10 Tage nach den anderen geschrieben wird.

Praktikum der pädiatrischen Differentialdiagnosen

Hinzu kommt dieses Semester das Praktikum der pädiatrischen Differentialdiagnosen und die Klausur im Fach Pädiatrie. Diese Klausur wird sehr früh im Semester geschrieben, sodass es sicherlich Sinn macht, sich zunächst einmal darauf zu konzentrieren und sich danach auf die anderen Fächer zu konzentriere. Das Praktikum ist auch hier ähnlich wie das der Inneren Medizin. Man rotiert über die verschiedenen Stationen, die hier allerdings Namen wie „Raumstation“ oder „Sonneninsel“ tragen und spricht mit den Kindern. Falls das nicht möglich ist, spricht man mit deren Eltern. Damit wäre auch schon der größte Unterschied benannt. Natürlich ist ein Gespräch mit einem Kind etwas völlig anderes als mit einem Erwachsenen, weshalb es eine tolle Erfahrung ist, auch ein solches Gespräch einmal zu führen.

Im 8. Semester findet außerdem der Notfallkurs der AG Notfall statt. Diesen kann man entweder als einen Blockkurs an einem Wochenende oder als wöchentliches Praktikum absolvieren. Ich habe den Blockkurs an einem Wochenende gewählt. Dabei wurden uns die verschiedenen Erste-Hilfe-Maßnahmen von Student:innen der AG Notfall beigebracht. Das Skript von dem Kurs eignet sich dann auch perfekt zum Bestehen von der folgenden Klausur.

Eine weitere Besonderheit in diesem Semester stellt die Infektiologie dar. Die Klausur wird von zwei Semestern gleichzeitig geschrieben und ist mit der Physiologie Klausur der Vorklinik zu vergleichen. Den ersten Teil der Klausur schreibt man also im 8. Semester und im 9. Semester folgt dann der zweite Teil. Die Themen sind dabei nach Sommer- und Wintersemester untergliedert und die Punkte werden von beiden Klausuren zusammengerechnet. Man muss allerdings jeden Teil für sich einzeln bestehen. Erwähnenswert ist auch, dass man sich für beide Teile einzeln anmelden muss und nicht automatisch schon für das 9. Semester angemeldet ist. Hat man beide Teile bestanden, kann man seine Note durch das vorherige Bearbeiten von Casetrains aufbessern.  

Das 9. Semester

Im 9. Semester warten der zweite Teil der Infektiologie Klausur und die letzte Trippel Klausur darauf, von den Studierenden gemeistert zu werden. Die Trippel setzt sich in diesem Fall aus der Neurologie, der Psychiatrie und Psychotherapie zusammen. Im Fachgebiet der Gynäkologie und Geburtshilfe haben die Seminare in diesem Semester noch über Zoom stattgefunden. Hinzu kamen ein zweitägiges Skills Lab in der Frauenklinik zum praktischen Üben und ein digitales Ethikseminar. Das 9. Semester habe ich allerdings zwei geteilt, da ich parallel dazu gerade mit meiner Doktorarbeit beschäftigt bin. Dieses sogenannte Splitten eines Semesters ist im klinischen Teil aufgrund von Doktorarbeiten häufig zu beobachten.

10. Semester

Im 10. Semester steht das Blockpraktikum an, welches einem eigenen Beitrag bedarf. Ich werde voraussichtlich im Oktober 2022 mit dem Blockpraktikum beginnen, sodass ich dann näheres berichten kann.

Beratungsprozess
Dein Weg zu uns

Semesterübergreifende Pflichtveranstaltungen

Um die Scheinfreiheit und somit die Zulassung für das 2. Staatsexamen zu erhalten, muss man außerdem ein Wahlfach mit einer Prüfung und ein so genanntes UaK Wahlfach belegen. UaK steht für Unterricht am Krankenbett und beinhaltet keine abschließende Prüfung. Man kann aus einer Liste von verschiedenen Wahlfächern auswählen. Diese sind unterschiedlich beliebt und oft entscheidet das Los, ob man seine erste Wahl erhält.

Als Erstes habe ich das Wahlfach in der Gastrologie und Hepatologie belegt. In beiden Fachgebieten haben wir an Seminaren teilgenommen, wo uns die Dozierenden bestimmte Fragestellungen der Gastrologie beziehungsweise Hepatologie näherbrachten. In der Hepatologie durften wir dann noch an einer klinischen Visite teilnehmen, um die Krankheitsbilder näher kennen zu lernen. Bei den Gastrologen haben wir einen Tag lang verschiedene Untersuchungen in der Funktionseinheit beobachtet (Gastroskopie, Koloskopie usw.). Anschließend ließen sie uns in einem Hands on Training einen Schweinemagen gastroskopieren. Die Prüfung gestaltete sich dann folgendermaßen, dass jeder in der Hepatologie einen Fall zugeordnet bekommen hat, den er kurz vorstellen sollte und anschließend die Diagnose erläutern sollte. In der Gastroskopie wurden uns im letzten Seminar einige Fragen zur Gastrologie gestellt, die es zu beantworten galt, um das Wahlfach erfolgreich abzuschließen.

Als UaK Wahlfach habe ich die Notfallmedizin belegt. Dort hatten wir eine Einführungsveranstaltung und einen Kurs, der sehr an den Blockkurs der AG Notfall aus dem 8. Semester erinnert, wo wir nochmal alle erste Hilfe Maßnahmen und die Arbeit in der Notfallversorgung nähergebracht bekommen haben. Absolutes Highlight war dann, dass jeder von uns einen Tag lang beim BRK im Notarzteinsatzfahrzeug mitfahren durfte und so die Realität einer Rettungswache hautnah miterleben konnte. Beide Wahlfächer kann ich nur empfehlen.

Eure Sophia,
Medizinstudentin an der Universität Würzburg und Campus Captainin bei jungmediziner.de

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