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Physician Assistant Ausbildung – ein Mehrwert auch für niedergelassene Ärzte

Ins Deutsche übersetzt heißt Physician Assistant, Abkürzung PA: der Arztassistent oder die Arztassistentin bzw. die ärztliche Assistenz oder Medizinassistenz. Es handelt sich dabei jedoch nicht um herkömmliche Handreichungen zur Hilfe und Unterstützung bei Untersuchungen oder Operationen, sondern um einen anerkannten akademischen Beruf. Die fachgerechte Tätigkeit hat sich schon vor langer Zeit in den USA und im angelsächsischen Raum etabliert. In Europa waren die Niederländer vor ca. 20 Jahren die Ersten, die Vorteile und Nutzen der Arztassistenz erkannten. 

Wie kam der Studiengang Physician Assistant nach Deutschland?

2005 begann die studentische Ausbildung in Deutschland. In diesem Jahr wurde das erste Studium an einer Privathochschule begonnen, 2020 folgte die Hochschule Anhalt als erste staatliche Institution mit einem Studiengang Physician Assistant. Die Geschichte des Berufs reicht jedoch weit bis in das 14. Jahrhundert zurück. Die Ursprünge der PA gehen auf die im Mittelalter üblichen Feldschere zurück, die als Heilkundige verwundete Soldaten chirurgisch betreuten. Seit dem 18. Jahrhundert waren diese akademisch ausgebildet. 

Die Grundlagen für die heutige Ausbildung wurden in den 1960er Jahren in den USA gelegt. Ausschlaggebend dafür war der seit dem Zweiten Weltkrieg anhaltende eklatante Ärztemangel in den USA, in dessen Folge Mediziner vorschlugen, ihren Assistenten mehr Aufgaben und Verantwortung zu übertragen. Das Ausbildungsprogramm bewährte sich und wurde in Amerika sowie anderen englischsprachigen Ländern als Studiengang immer weiter ausgebaut. Sogar in China nutzte man die Idee und das Konzept, um die Grundversorgung der chinesischen Bevölkerung auf dem Land zu verbessern. 

In Deutschland handelt es sich um ein junges Berufsbild, dessen Potenziale längst noch nicht ausgeschöpft sind. Das erkennt man unter anderem daran, dass Bezeichnungen uneinheitlich verwendet werden und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) erst damit beginnen, dem Bedarf an Physician Assistants die gebotene Aufmerksamkeit zu schenken. Eine klare Definition von Tätigkeiten und Anforderungsprofilen sowie eine entsprechende Bedarfsplanung sind wünschenswert.

Was sind Physician Assistants?

PA können ambulant wie stationär, beispielsweise in der Notfallmedizin, eingesetzt werden. Die Assistenten haben eine sehr bedeutsame Funktion. Sie entlasten Ärzte und Ärztinnen von Routinearbeiten, sodass diesen mehr Zeit für Diagnosen, Operationen und neue Therapien bleibt. Damit eröffnet sich für Mediziner die Möglichkeit, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Delegierbare Aufgaben an die ärztliche Assistenz sind unter anderem: Dokumentationen, Informationsweitergabe, Organisation oder Teamkoordination, die Aufnahme von Patientinnen und Patienten, einschließlich körperlicher Untersuchung, Anamnese sowie Blutdruckmessen, Verbandswechsel oder Blutabnahme. Die ärztliche Assistenz hält die Verbindung zwischen verschiedenen stationären Abteilungen und ambulanten Einrichtungen. In der Arztpraxis dürfen PA Sprechstunden abhalten und Hausbesuche, auch per Telemedizin, durchführen. Zu den Tätigkeiten einer Medizinassistenz gehören zudem die Organisation von Reha-Maßnahmen oder die Abfrage von Laborergebnissen, sie fungieren als wichtige Brücke zwischen Praxis, Klinik und Pflegeeinrichtungen.

Die Heilkunde und typische ärztliche Kompetenzen wie Operationen dürfen von PA nicht ausgeübt werden. Der Arztassistent kann und darf Arzt oder Ärztin nicht ersetzen, um beispielsweise eigenverantwortlich Diagnosen zu stellen oder Therapien vorzuschlagen und zu koordinieren. Die ärztliche Assistenz ist dem Praxisinhaber oder einem anderen Arzt weisungsgebunden. Zuständigkeiten und Arbeitsaufgaben der PA gehen jedoch über die Befugnisse von Medizinischen Fachangestellten (MFA) hinaus.

Welche Ausbildung ist erforderlich?

Der Studiengang Physician Assistant bietet eine Weiterqualifizierung für junge Menschen, die bereits über einen Berufsabschluss in einem Gesundheitsbereich oder medizinnahen Beruf verfügen. Gefragt sind Bewerber mit einer erfolgreichen dreijährigen Ausbildung in einem Fachberuf des Gesundheitswesens. Bei einigen Hochschulen genügt der Nachweis der Hochschulreife, dort ist eine Primärausbildung möglich. Andere Schulen setzen mindestens zwei oder drei Jahre praktische Berufserfahrung voraus. Zum Abschluss des Bewerbungsprozesses findet ein persönliches Vorstellungsgespräch zur Überprüfung fachlicher und sozialer Kompetenzen statt.

Zu den individuellen Studienvoraussetzungen für den Arztassistenten und die Arztassistentin gehört, dass Bewerber mit Formularen, Dokumentationen und Bürokratie umgehen können und über medizinisch-naturwissenschaftliches Verständnis verfügen. Wert wird auch auf Persönlichkeitsmerkmale wie Empathie, Belastbarkeit, Geduld, Engagement, Teamfähigkeit und eine gute Ausdrucksweise gelegt. Notwendig ist vor allem eine klare und verständliche Kommunikation gegenüber den Patienten.

Die Ausbildung wurde nach den Vorgaben der Bundesärztekammer (BÄK) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) konzipiert. Nach bestandener Prüfung erreichen die Studierenden den Bachelorabschluss. Für den Master sollte ein abgeschlossenes Bachelorstudium als Physician Assistant mit einer Note von 2,5 oder besser vorliegen. Zwei Jahre praktische Erfahrung direkt am Patienten zählen ebenso zu den Bedingungen für den Master-Studiengang. Durch die Zulassungsvoraussetzungen wird gesichert, dass es sich beim Arztassistenten oder der Arztassistentin in der Regel bereits um junge Leute mit gewisser Lebens- und Berufserfahrung handelt.

Wie läuft das Studium ab?

Der Studiengang Physician Assistant wird als duales oder berufsbegleitendes Studium neben der eigentlichen Arbeit durchgeführt, auch ein Vollzeitstudium mit Praktika ist möglich. Im dualen Studium ist die praktische Arbeit in einem Partnerunternehmen der Bildungseinrichtung zu absolvieren. Sogar per Fernstudium kann die Studienrichtung gewählt werden. Sowohl Universitäten als auch Hochschulen, Fachhochschulen sowie Akademien führen eine Physician Assistant Ausbildung durch, wenngleich sich die Ausbildung in Deutschland ständig weiterentwickelt. Derzeit bieten 12 private und 10 staatliche Hochschulen den Studiengang Physician Assistant an. Er schließt mit dem Abschluss Bachelor of Science ab. 

Neben den theoretischen Lehrveranstaltungen, die in Präsenz oder online verfolgt werden können, gibt es mehrere Praxismodule, in denen in klinischen und ambulanten Einrichtungen das theoretische Wissen direkt anzuwenden ist. Die Dauer des Bachelorstudiums hängt davon ab, ob es sich um ein Voll- oder Teilzeitstudium handelt, und beträgt zwischen sechs und acht Semestern. Die Bachelorarbeit ist im letzten Studienabschnitt zu schreiben. Das Masterstudium geht generell über fünf Semester. Folgende weiterführende Studiengänge werden berufsbegleitend als Masterstudium angeboten:

  • Master Physician Assistant
  • Master Physician Assistance
  • Physician Assistant – Klinische Notfallmedizin und
  • Physician Assistant – Ambulante Versorgung.

Welche Inhalte werden in der Physician Assistant Ausbildung vermittelt?

Die Studieninhalte sind sehr breit gefächert. Deutsche Hochschulen orientieren sich an den einheitlichen Mindestinhalten des Berufsverbandes Deutsche Gesellschaft für Physician Assistants e. V. (DGPA) für den Studiengang Physician Assistant, sie umfassen vor allem:

  • naturwissenschaftliche Grundlagen
  • Anatomie, Innere Medizin, Chirurgie, Physiologie, Biochemie und Pathologie und Notfallmedizin
  • Diagnostik, Prävention und Rehabilitation
  • Dokumentation und Qualitäts- bzw. Personalmanagement
  • ökonomische und rechtliche Grundlagen der BWL, Medizin sowie des deutschen Gesundheitswesens und dessen Vergütungssystems
  • wissenschaftliches Arbeiten, Projektmanagement, Ethik, Kommunikation
  • praktische Arbeit am Patienten von der Patientenaufnahme bis zum OP-Einsatz.

Das Studium beinhaltet Pflicht- wie Wahlmodule, der Unterricht findet als Präsenzvorlesung oder in Seminaren statt, ergänzt um Praxisphasen in Form von Hospitationen und praktischen Einsätzen. In Selbstlernphasen müssen die gewonnenen Erkenntnisse vertieft sowie der Lehrstoff vor- und nachbereitet werden. Im Masterstudium sind beispielsweise das Praxis-, Qualitäts- und Risikomanagement sowie Inhalte, die zur Führung und Leitung von Teams notwendig sind, wesentliche Bestandteile der Ausbildung. Dazu gehört auch das richtige Krisen- und Notfallmanagement.

Wofür kann eine Arztassistenz im Praxisalltag eingesetzt werden?

In der Praxis dienen Arztassistent und Arztassistentin als Bindeglied zwischen dem praktizierenden Arzt und den MFA. Physician Assistants beraten Patienten, klären sie über Eingriffe, die weiteren diagnostischen Schritte und therapeutische Maßnahmen auf oder erläutern ihnen die Untersuchungsergebnisse. In Hausarztpraxen oder MVZ können PA zu funktionsdiagnostischen Maßnahmen oder Hausbesuchen herangezogen werden. Nach Absprache und Delegation durch den verantwortlichen Arzt ist die Vorbereitung der Anamnese möglich und Verordnungen können ausgearbeitet werden. Die Planung bestimmter Diagnostik- und Behandlungsstrategien gehört ebenso zu den delegierbaren Aufgaben an die PA. Die Versorgung chronischer Wunden oder Bestimmung von Blutzuckerwerten kann ohne weiteres von einer ärztlichen Assistenz in der Praxis oder bei Hausbesuchen übernommen werden. Andererseits darf auch die organisatorische Leitung einer Praxis oder eines MVZ in den Händen der Arztassistenz liegen. Die Arztassistentin könnte beispielsweise bestimmte Schulungen des Praxispersonals, etwa zur Digitalisierung, übernehmen. 

Da es leider noch keinen rechtlich geschützten Rahmen für die Delegation von Aufgaben der Ärzte an die Physician Assistants in Deutschland gibt, hängt der Umfang der zu übertragenden Handlungen sehr stark von der Qualifikation des Arztassistenten oder der Arztassistentin ab. Je qualifizierter eine Physician Assistant ist, desto mehr und anspruchsvollere Aufgaben kann er oder sie übernehmen. Eine Orientierungshilfe für Ärzte wie PA gibt der Kompetenzkatalog der BÄK und der KBV für die Arbeit der Assistenten. Letztendlich entscheidet ausschließlich der Arzt darüber, welche Tätigkeiten er nicht in Person ausführen muss.

In welchen Bereichen schaffen Physician Assistants Entlastung?

Die Physician Assistants verringern die Belastung bei allen Aufgaben, die der Arzt oder die Ärztin nicht unbedingt selbst erledigen müssen. Das betrifft insbesondere die Bereiche Patientenversorgung, Praxisorganisation, Digitalisierung und Dokumentation. Eine Arztassistentin kann den niedergelassenen Arzt beispielsweise bei der Einführung von DiGA und dem allgemeinen Ausbau der Digitalisierung in der Praxis maßgeblich unterstützen.

Bislang wurden PA hauptsächlich im stationären Bereich eingesetzt. Jedoch fehlen Nachfolger sowie medizinisches Personal in den Praxen beinahe flächendeckend. Aufgrund der demografischen Problematik, die niedergelassene Ärzte genauso wie die übrige Bevölkerung betrifft, setzt langsam ein Umdenken ein. Daher starten die KV in Zusammenarbeit mit Hochschulen und der DGPA Modellprojekte, in denen untersucht wird, in welchem Umfang PA Arztpraxen in der ambulanten Versorgung entlasten können. Man will herausfinden, wie PA effektiv in die Arbeitsabläufe integriert werden, wie sehr sie Praxisinhabern und anderen Mitarbeitenden helfen. In den Projekten wird zudem untersucht, welche Aufgaben von Medizinern in der Regel an die PA delegiert werden können. Besonders im ländlichen Raum besteht die Notwendigkeit, die ärztliche Betreuung abzusichern sowie in einigen Regionen sogar aufrechtzuerhalten. Zudem bedürfen auch jüngere Ärzte aufgrund ihrer familiären Verpflichtungen und der zunehmenden bürokratischen Hürden einer Entlastung.

Nachteilig wirkt sich aus, dass bisher keine einheitlichen Regelungen und wenig konkrete Vereinbarungen zur Ausbildung und Finanzierung existieren. Zudem gibt es in Deutschland einige vom Arztberuf abgeleitete Qualifikationen im medizinischen Bereich, deren Befugnisse und Zuständigkeiten sich mit denen von PA überschneiden, beispielsweise die nichtärztliche Praxisassistenz (NäPA) oder Versorgungsassistenz in der Hausarztpraxis (VERAH). PA in einem einheitlich qualifizierten, rechtlich abgesicherten und vielseitig einsetzbaren Beruf würden gleichwohl dazu beitragen, die Qualität der Patientenversorgung entscheidend zu verbessern.

Welche Vorteile hat die Ärzteassistenz speziell für niedergelassene Mediziner?

Der größte Nutzen für einen freiberuflichen Mediziner mit eigener Praxis besteht darin, dass für ihn durch den Einsatz der PA wieder die Konzentration auf das Wesentliche, seine Kernaufgaben, möglich wird. Ärztliches Personal, das nicht mehr in ausreichender Anzahl vorhanden ist, kann durch qualifizierte Beschäftigte unterstützt und entlastet werden. Die PA zeichnen sich durch eine hohe fachliche Kompetenz bei standardisierten Tätigkeiten, praktische Erfahrungen und Engagement aus. Im Arbeitsablauf werden Ressourcen für die ursprüngliche medizinische Arbeit freigesetzt, sodass mehr Zeit für Patienten und die eigene Work-Life-Balance verbleibt. Unter Umständen wird sogar eine Teilzeittätigkeit für Arzt oder Ärztin möglich. Wenn der Arzt krank wird, muss die Praxis ggf. nicht sofort komplett geschlossen werden, sondern kann in bestimmtem Umfang, beispielsweise für chronisch Kranke, geöffnet bleiben. Patienten kommen dann zur Medizinassistenz zur Blutabnahme, Überwachung der Medikamenteneinnahme oder für wiederkehrende Untersuchungen.

Dadurch, dass qualifizierte PA Routineaufgaben ausführen, kann deren Qualität gewährleistet und eventuell erhöht werden. Das führt möglicherweise zu einer Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Leistungserbringung der Arztpraxis aufgrund einer Erhöhung ihrer Fallzahlen. Niedergelassene Ärzte profitieren darüber hinaus von einem zusätzlichen, vielseitig ausgebildeten Gesprächspartner, der auch dem Praxisteam positive Impulse geben kann.

Fazit: Arztassistentin und Arztassistent können sich als unverzichtbar erweisen

Physician Assistants können die Praxisinhaber und angestellten Ärzte in Akutsprechstunden durch körperliche Untersuchungen sowie Therapieempfehlungen unterstützen. Sie erleichtern die lästige bürokratische Arbeit durch Verfassen von Arztbriefen, Bearbeiten von Reha-Anträgen, Durchsehen von Laborbefunden, Verlängerung von Verordnungen usw. Insbesondere in Hausarztpraxen zahlt sich der Einsatz einer Arztassistenz aus, da dort, gerade in strukturschwachen Gebieten, schon jetzt viele Hausärzte fehlen. Das Berufsbild wird in der Zukunft an Bedeutung gewinnen, da nicht nur die Ärzteschaft altert, sondern auch die Patienten. Das zieht komplexere Krankheitsbilder, langwierigere, komplizierte Therapie- sowie moderne technologische Behandlungsverfahren nach sich. Die PA bringt in diesem Prozess Entlastung für den Arzt, mehr Zeit für dessen obligatorische Aufgaben und steigert die Effizienz des medizinischen Personals in der Arztpraxis. 

Der Ersatz ärztlicher Leistungen durch qualifiziertes Personal ist somit heute in Deutschland nicht nur möglich, sondern alternativlos. Im Ausland hat sich der Beruf des Arztassistenten jahrzehntelang bewährt. Auf diesem Markt stehen viele gut ausgebildete Fachkräfte bereit, die in ihren Ländern keinen Job finden und daher sofort nach Deutschland kommen würden. Wir vermitteln Ihnen gern Kontakt und Ansprechpartner zu entsprechenden Fachkräften. Nutzen Sie unser Know-how zur Gewinnung von qualifizierten Physician Assistants für Ihre eigene Entlastung und zur Verbesserung der Patientenversorgung in Ihrer Praxis über unsere Homepage: Internationale Fachkräfte. Wir beraten Sie gern zu den erforderlichen Schritten und Voraussetzungen, damit Sie künftig Ihre Arbeitszeit ausschließlich dafür verwenden können, die Gesundheit Ihrer Patienten zu schützen und deren Krankheiten zu heilen.